Pädagogische Zielsetzung

Im Folgenden werden die zentralen Ziele unserer täglichen Arbeit in Oberbegriffen zusammengefasst, deren einzelne Bestandteile maßgeblich für unser pädagogisches Handeln sind.

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Die Kinder erlernen soziales Verhalten

Unter dem Begriff „soziales Verhalten“ fassen wir eine Sammlung von Eigenschaften und Verhaltensweisen zusammen, die in unserem Kulturkreis als sehr wichtig für ein friedliches Zusammenleben angesehen werden. Dazu gehören für uns als wesentliche Punkte das Erlernen von Verantwortungsgefühl, Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft, Toleranz, Konfliktlösungen und Kritikfähigkeit, die Wertschätzung und Anerkennung des Anderen, das Erlernen des Umgangs mit Regeln und das Erfahren von Grenzen.

Als unerlässlich für die Entwicklung sozialen Verhaltens erachten wir ein gesundes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen: Erst wenn ich das Gefühl habe, selbst etwas wert zu sein, kann ich ein Gefühl für den Wert meines Gegenübers entwickeln. Erst wenn ich Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten habe, kann ich selbstbewusst in den Dialog mit meinem Gegenüber treten und auch ihm Anerkennung zollen.

Es geht uns in erster Linie um eine Stärkung der inneren positiven Haltung des Kindes zu sich selbst, um ihm die Entwicklung sozialer Fähigkeiten zu ermöglichen.

Gelegenheiten zum Erproben und Erlernen bietet der Alltag in der Gruppe. Zentrales Werkzeug zur Vermittlung des gewünschten Verhaltens ist für das Team die eigene Vorbildfunktion. Maßregelungen, Vorträge und Sanktionen sind nicht halb so wirkungsvoll wie das Lernen am Modell. Das bedeutet nicht, dass wir ohne Konsequenzen auskommen und dass ständig „eitel Sonnenschein“ herrscht. Zum Erlernen einer Verhaltensweise gehören auch die Erprobung ihres Gegenteils und die Erfahrung der Reaktion des Gegenübers auf das eigene Verhalten. Um ein achtsames Miteinander zu fördern, werden d i e K i n d e r herzlich begrüßt, ihnen wird zugehört, ihre Meinungen und Ansichten werden gehört, Auseinandersetzungen werden verbal und respektvoll geführt, unterschiedliche Auffassungen werden – soweit möglich und vertretbar – zugelassen und anerkannt. Im Konfliktfall steht die Suche nach einer für alle Seiten verträglichen Lösung im Vordergrund. Auf dieser Grundlage der Wertschätzung ihrer Individualität stehen die Kinder vor der Herausforderung der Entwicklung ihrer sozialen Fähigkeiten. Die Förderung von Freundschaften der Kinder untereinander ist dabei eines unserer erklärten Ziele.

„Ihr werdet die Schwachen nicht stärken, wenn Ihr die Starken schwächt.“
– Johann Heinrich Pestalozzi (1746 – 1827), Schweizer Pädagoge

Partizipation

Partizipation bedeutet für uns in erster Linie, dass die Kinder ein Klima vorfinden, in dem sie selbstständig und selbstbestimmt Erfahrungen sammeln können.

Dieses Thema ist uns so wichtig, dass wir uns aktuell hierzu in einem Prozess befinden und uns in einer speziellen Teamfortbildung damit auseinandersetzen.

„Die Wahrheit ist, es hat niemals auf der Welt viele bemerkenswerte Leute gegeben. Die meisten stützen sich ständig auf den Typ gerade neben ihnen ‐ und fragen, was sie tun sollen.“

– Woody Allen (1935), amerikanischer Komiker, Autor und Regisseur

Kindliche Sexualität

Von Geburt an sind Kinder große Entdecker. Sie erkunden nicht nur ihre Umwelt, sondern auch sich selbst. Sie erleben ihren Körper zunächst als Ort von Sinneserfahrungen und Gefühlen und mit zunehmender Denk- und Sprachfähigkeit bauen sie sich einen entsprechenden Wissens- und Sprachschatz auf. Sie erkennen dabei ihre biologische und später auch ihre soziale Geschlechtszugehörigkeit.

Dabei sind Kinder zunächst unbefangen und nur auf sich selbst bezogen. Erst allmählich lernen sie, dass es Regeln und Grenzen gibt und entwickeln ein Gefühl der Scham.

Dieses Lernen wird pädagogisch begleitet. Kinder erhalten Sachwissen über die Biologie des Körpers und lernen angemessene Begriffe für Körper, Sinne und Gefühle. Sie werden darin unterstürzt, ihre Impulse zu kontrollieren, die Grenzen anderer Kinder zu respektieren und ihre Bedürfnisse nach Körpererkundung und Sinnlichkeit mit gesellschaftlichen Standards in Einklang zu bringen.

Neben der Bildungsaufgabe hat diese pädagogische Begleitung eine wichtige Schutzfunktion:

Kinder sind vielen Formen von Gefährdung ausgesetzt, von zweifelhaften Freunden über gefährdende Medienangebote bis hin zu Belästigung und Missbrauch. Kinder, die über ihren Körper und ihre Empfindungen sprechen können, im Umgang mit Grenzen geübt sind und in diesen Themen vertrauensvolle Begleitung erfahren haben, sind weniger anfällig für Gefährdungen. Sie sind weniger beeinflussbar, können Ihre Grenzen besser behaupten und es fällt ihnen leichter, sich im Notfall ihren Eltern und Bezugspersonen anzuvertrauen.

„Es gibt kein Alter, in dem alles so irrsinnig intensiv erlebt wird wie in der Kindheit. Wir Großen sollten uns daran erinnern, wie das war.“

– Astrid Lindgren (1907), schwedische Schriftstellerin

Die Kinder erfahren Förderung ihrer Fähigkeiten, Kompetenzen in allen Aspekten und Unterstützung in ihrer Entfaltung

Die Kinder werden in ihren Schwächen begleitet, in ihren Stärken gefördert und zum Ausdruck ihrer Selbst in Sprache, Handeln und kreativem Tun ermutigt und angeleitet. Dazu gehört auch mit den eigenen Gefühlen und denen der anderen umzugehen (z.B. Trauer, Wut, Freude, Eifersucht).

Auch der Großteil der intellektuellen Förderung findet im Gruppenalltag statt. Überall im Haus und in den Gruppen begegnen den Kindern Zahlen und Buchstaben. Ihre natürliche Neugier sorgt für Fragen, das Wissen der ErzieherInnen sowie der gezielte Einsatz unterschiedlichster Medien liefern die Antworten.

„Das Geheimnis des Könnens liegt im Wollen.“
– Giuseppe Mazzini (1805 – 1872), italienischer Freiheitskämpfer

Die Kinder finden Zeit und Raum für freies und angeleitetes Spiel

Obwohl dies für uns Erwachsene genauso gilt, erleben Kinder den Zusammenhang zwischen Spiel und Lernen sehr viel unmittelbarer als wir. Kinder wollen lernen und sie tun dies im Wesentlichen durch und in ihrem Spiel.

In Rollenspielen drücken die Kinder ihr Erleben der Beziehungen der Menschen in ihrem Umfeld aus und erproben erlernte und alternative Formen des Umgangs miteinander. Sie setzen sich mit der Lösung von Problemen und Konflikten, mit Regeln, deren Einhaltung und den Folgen eventueller Regelverstöße auseinander. In gemeinsamen Tischspielen steht – neben der sozialen Komponente, dem „miteinander Spaß haben“ und der beabsichtigten Schulung bestimmter Fähigkeiten der Aspekt des Umgangs mit Regeln stärker im Vordergrund.

Jede Gruppe verfügt über eine große Auswahl unterschiedlicher Spielmaterialien, um die verschiedenen Aspekte der kindlichen Entwicklung aufgreifen bzw. fördern zu können.

In Anerkennung der Wichtigkeit des Spiels für die kindliche Entwicklung sorgen wir dafür, dass den Kindern ausreichend Zeit und Gelegenheit zum Spielen und zur spielerischen Auseinandersetzung mit der Welt bleibt.

„Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“

– Friedrich von Schiller (1759‐1805), deutscher Dichter

Die Kinder finden ein Umfeld vor, das ihnen Anregungen und Möglichkeiten zur Entfaltung ihres Wissensdurstes liefert

Unterstützt von den Erkenntnissen der Entwicklungspsychologie gehen wir davon aus, dass Neugier, Wissensdurst und Wissenslust angeborene Eigenschaften des Menschen sind. Diesem zu folgen ist es uns ein wesentliches Anliegen: Fragen sind jederzeit gewünscht und die Kinder werden von den ErzieherInnen gezielt zum Stellen von Fragen ermutigt. Auch schwierige Fragen sind erwünscht und setzen eine – oft auch für die ErzieherInnen spannende – Suche nach Antworten in Gang. Gemeinsame Diskussion, Suche nach Vergleichen, Recherche in diversen Lexika und Internet. All dies natürlich mit den Kindern zusammen: Etwas nicht zu wissen, ist kein Problem und kann sogar Spaß machen, wenn man weiß, wo man nach Antworten suchen kann...

Neben dem Aufgreifen von Themen, welche die Kinder beschäftigen, werden von den Teammitgliedern auch Themen in die Gruppen gebracht, die ihre Neugier wecken und ihren Wissensschatz erweitern. Es geht uns nicht hauptsächlich um eine Vermittlung von Wissen, die alleine über den Kopf stattfindet. Wir wollen den Kindern praktische und lebendige Erfahrungen ermöglichen, die sie neugierig auf die Welt machen und sie dazu anregt, sich aktiv mit dieser zu beschäftigen. Diese Erfahrungen ermöglichen wir natürlich auch im Gruppenalltag.

Wir verstehen Lernen nicht als eine „verkopfte“ Tätigkeit, die nur den Intellekt fördert, sondern als eine aktive Auseinandersetzung mit einer Vielzahl von Reizen und Beschäftigungen, die in direktem Bezug zur Lebenswelt des Kindes stehen.

„Wer aufhört zu lernen, ist alt. Er mag zwanzig oder achtzig sein.“
– Henry Ford (1863 – 1947), amerikanischer Großindustrieller

Die Kinder erfahren Förderung ihrer Kreativität

Sich selbst auszudrücken und mitzuteilen gehört zu den Grundbedürfnissen eines Menschen und wir wollen den Kindern einen Ort schaffen, der ihnen dies ermöglicht und sie dazu einlädt. Die Möglichkeiten des kreativen, gestalterischen Ausdrucks sind so vielfältig und zahlreich wie die Menschen selbst. Sie lassen sich unter den folgenden Begriffen zusammenfassen: bildnerisches Gestalten (Malen, Zeichnen, Modellieren usw.), Ausdruck in Sprache, Gesang und Musik sowie Ausdruck in Mimik und Gestik bilden die zentralen Elemente, um deren Förderung wir uns aktiv bemühen.

Uns ist es wichtig, die Räumlichkeiten so zu gestalten, dass Kinder die Möglichkeit haben, ihre Kreativität auszuleben. Wo es nötig ist, unterstützen wir sie mit unseren Erfahrungen, Materialien und Techniken.

Musische Förderung findet innerhalb des Gruppenlebens im Erlernen eines bunten Repertoires von Liedern, Reimen, Bewegungsspielen und Fingerspielen zu allen Anlässen und Gelegenheiten statt.

Phantasie und Kreativität können nicht nur durch Erzählung in Sprache ausgedrückt werden, sondern auch zu Elementen der Anwendung von Sprache werden. Durch lust- und humorvollen Einsatz von Sprache vermitteln wir dies den Kindern: Das Verstellen der Stimme beim Vorlesen von Büchern, humorvolle Formulierungen, einfache Wortspiele und viele spontane Eingebungen regen die Kinder zu ebensolchem Einsatz an.

„Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.“
– Friedrich Nietzsche (1844 – 1900), deutscher Philosoph

Die Kinder sammeln Erfahrungen in der Natur

Gerade in unserer Zeit, die von zunehmender Technisierung des Alltags und Unterhaltungsmedien geprägt ist, möchten wir Kindern naturnahe Erfahrungen ermöglichen. Diesem Ziel folgt der einmal in der Woche stattfindende Wandertag, der bereits seit mehreren Jahren in unserer Einrichtung fest verankert ist. Es ist uns wichtig, den Kindern ein Gefühl für die Zusammenhänge, den Wert und die Erhaltungswürdigkeit der Natur zu vermitteln.

Die einmal jährlich stattfindenden Waldtage führen uns in das Mühlheimer Naturschutzgebiet. In Begleitung der Teammitglieder, interessierter Eltern und mit Unterstützung der Bürger- und Seniorenhilfe haben die Kinder hier ausgiebig Gelegenheit zum Spielen, Toben und Forschen.

Getreu dem Motto „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“ finden diese Angebote auch bei allen Wetterlagen statt, sofern keine Gefahr für die Kinder oder die Begleiter daraus entsteht.
„Pfützen hüpfen“ ist ein großer Spaß, der nur unter Ausnutzung eines schönen Regentages möglich ist; Spielen mit Matsch macht Spaß und vermittelt viele Sinneseindrücke.

Grundsätzlich empfehlen wir für den Besuch in der Tagesstätte eher unempfindliche Kleidung, die ruhig auch schmutzig werden darf. „Sonntagskleidung“ schränkt die Handlungsfähigkeit der Kinder und deren unbeschwerte Teilnahme an vielen Angeboten unnötig ein.

„Der Mensch ist ein Teil der Natur und nicht etwas, das zu ihr im Widerspruch steht.“
– Bertrand Russell (1872 – 1970), britischer Philosoph und Mathematiker

Die Kinder erfahren Förderung in ihren sprachlichen Fähigkeiten und Möglichkeiten und Unterstützung bei deren Ausbau.

Das gesprochene Wort ist der unmittelbarste Weg mit den Mitmenschen in Kontakt zu treten. Miteinander reden stellt eine der zentralsten Fähigkeiten dar, sich selbst verständlich zu machen und Verständnis für die Anderen und deren Anliegen, Bedürfnisse und Standpunkte zu erlangen. Dementsprechend wichtig sind für uns die sprachliche Auseinandersetzung mit den Kindern und die Beschäftigung mit deren sprachlichen Fähigkeiten. Uns ist sehr an einem Ausbau der sprachlichen Kompetenzen der Kinder gelegen: Sei es der aktive und passive Wortschatz oder grundlegende Fertigkeiten im Hinblick auf Satzbau und Grammatik. Obwohl wir ein fachlich betreutes Angebot zur Sprachförderung bieten, kann dieses eventuell notwendige Besuche bei einem Logopäden nicht ersetzen.

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Die soeben angesprochene Sprachförderung, die im Haus unter dem Namen „Babbelgruppe“ bekannt ist, wird von einer Facherzieherin für Sprache, sowie drei Kolleginnen, die durch entsprechende Fortbildungen geschult wurden, geplant, organisiert und durchgeführt. Zielgruppe sind nicht nur Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, sondern auch deutschsprachige Kinder, bei denen wir Auffälligkeiten oder Förderungsbedarf in der Sprache und der Sprachentwicklung feststellen. Mehr Informationen zum Angebot „Babbelgruppe“ finden Sie in Kapitel 9.8 „Die Babbelgruppe“.

Doch auch der Alltag in der Kindertagesstätte ist durchzogen von Elementen der Sprachbildung. Beständige Wiederholung ist einer der Eckpfeiler für erfolgreiches Lernen. Im Fall der Sprachanwendung gestaltet sich dies auf Grund der Allgegenwärtigkeit von Sprache besonders einfach. Neben der alltäglichen Sprachpraxis durch gemeinsam geführte Gespräche, Erzählungen von Erlebnissen und dem allgemeinen Spracheinsatz im täglichen Miteinander fördern wir die Sprache durch Angebote wie etwa das Nacherzählen von Geschichten, das Betrachten von Bilderbüchern und die Beschreibung der dort dargestellten Bilder. Um Kindern den Weg zur Sprache zu erleichtern, arbeiten wir mit unterstützender Kommunikation (sprachlich begleitetes Handeln).

Im Umgang mit den Kindern unter drei Jahren liegt der Fokus im unterstützenden Aufbau des Wortschatzes. Dieser wird durch die Interaktion (verstärkte Mimik, Gestik erhöht, variationsreiche Stimmlage) zwischen ErzieherInnen und Kindern ständig erweitert.

„Die Sprache ist die Kleidung der Gedanken.“
– Samuel Johnson (1709 – 1784), englischer Dichter und Literaturkritiker

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